Musikalische Botschafter der Bergstraße mit Namen „Die Original Blütenweg-Jazzer“ beendeten am Sonntag in einer Matineeveranstaltung das Jazzfestival im Rathaushof Speyer. Von New Orleans bis Dixieland, von Blues bis Mainstream und von Ragtime bis Swing präsentierte die achtköpfige Band ihr vielseitiges Repertoire. Der außergewöhnliche Bandname wird von ihnen so interpretiert: „Original“ steht für die unverwechselbare Art und die teils humorvolle Interpretation bekannter und weniger bekannter Jazzstandards und verjazzter Oldies. „Blütenweg“ heißt die Straße in Bensheim (Bergstraße), in der sich die Gruppe von begeisterten Amateurmusikern im Jahr 1979 um Prof. Dr. Bruno Weis formiert hatte. „Jazzer“ bezieht sich auf den Musikstil der Band mit klassischem Dixieland, Blues, Oldies, Jazz-Standards und Rock ‘n Roll, die von ganz persönlicher Handschrift geprägt sind, und dem sich die Musiker mit Leib und Seele verschrieben haben. Sie sind national und international bekannt. Anlässlich ihrer Jubiläumstour 2004 wurden sie zu „Ehrenbürgern von New Orleans“ ernannt. Mittlerweile können sie auf eine 43-jährige Zusammenarbeit mit Stolz zurückblicken, wobei Weis bemerkte, dass sich die Musiker doch teilweise aus Altersgründen erneuert hätten und nur er (Gitarrenbanjo, Ukulele, Waschbrett) und Markus Jörg Klarinette, Saxofon) von Anfang an dazu gehören. Neu dabei und nicht im Programm stehend, waren an der Klarinette Sven Hack, an der Posaune Paul Schütt und am Schlagzeug Tommy Woller, der mit einem Trommelwirbel die „Bourbon Street Parade“ einleitete. Die Bläser gaben sich quirlige Rede- und Antwortspiele, Banjos, Piano, Bass und Waschbrett sorgten für fetzige Interpretationen, jeder Musiker brillierte in Soli und zusammen sorgten sie für große Begeisterung beim Publikum. Karibisches Flair zauberten die Interpreten mit Skokiaan, Eh La Bas und Jambalaya in den Rathaushof, was bei den sommerlichen Temperaturen von den Zuhörern authentisch empfunden werden konnte. Ebenso war Dschungelfeeling angesagt beim Song „Ich bin der König im Affenstaat“, als Ensinger reales Affengeschrei zum Gesang von Dieter Kordes lautstark untermalte. Mit Inbrunst und Timbre in der Stimme, erzählte er außerdem von Sir Alex, der eine Frau über Inserat sucht und klar sagt, worauf es ihm bei dieser ankommt: „Geld ist nicht wichtig aber scheen muß se sein, Fehler kann s'e haben aber n' Faß muß se' sein, Macken kann se' haben aber lieb muß se' sein, So'n Kuscheltyp muá se' sein nur für mich“. Aus dem gleichen Genre präsentierte er noch „Bei mir biste scheen“. Ein Ausflug nach Paris war angesagt mit „Sous le Ciel de Paris“ und „Petite fleur“. Dann ging es auf der Route 66 quer durch USA, vom Westen nach Osten durch die verschiedenen Staaten, und mit „Country Roads“ wurde die Sehnsucht nach der Heimat besungen. In „Bona Sera“ verspricht ein Verehrer der Dame: „I 'll buy you a little ring for your finger“ (ich kaufe dir einen kleinen Ring für deinen Finger). Ensinger hätte mit seinem charmanten Gesang sicher Erfolg bei der Dame gehabt. Im dritten Teil der Veranstaltung gab es die Geschichte von Lisbeth zu hören, mit einem eigenen humorvollen Text der Band, nach dem Song „I can’t give you anything but love, Baby“. Daraus wurde: Von mir kriegst du alles, nur kein Geld, Lisbeth! Alles was er machen würde, und sie sich wünschen kann, macht er, erfüllt er, wenn‘s nur nichts „koscht“. Die Mannheimer-Neckar-Brücke wurde zum Gegenstand der Mann-Frau-Beziehung, weil die Weiber, die über die Brücke abhauen, auch über die Brücke zurückkommen würden, war man überzeugt. Rock ‘n Roll ergänzte das vielseitige Programm. Einige Tänzer und Tänzerinnen nutzten die freien Flächen, für gekonnten Tanz. Das hohe musikalische Niveau der Band, mit seiner Vielfalt und Professionalität war ein Ohrenschmaus für alle Jazzliebhaber. Da überzeugte zum Schluss, nach mehreren Zugaben der Song von Louis Amstrong, „Oh what a wonderful World“. Obwohl das Thermometer mehr als 30 Grad anzeigte, waren weder bei der Band noch bei den Zuhörern, nach drei Stunden Ermüdungserscheinungen zu erkennen. Es war einfach ein heisses Event!

Text: Monika Neustädter, Speyer